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Freitag, 2. Jänner 2015, I Konferenz: Bund

Das wichtigste Begriff der Bibel ist der des Bundes. In Hebräisch: berith - übersetzt als Bund bedeutet zuerst schneiden, in Griechisch: diatheke - übersetzt als Testament.
Was bedeutet das Wort "Bund"? In moderner rechtlicher Sprache bezeichnet es eine Art von Vertrag. Wenn wir die Bibel verstehen wollen müssen wir anders denken. Die alten Israeliten hatten nämlich sowohl ein Wort für Vertrag (hozeh) als auch ein Wort für Bund (berith) und die waren nicht gleichbedeutend. Durch Verträge werden gewöhnlich Güter, Eigentum, Dienstleistungen ausgetauscht. Durch einen Bund aber Personen!
Ein Bund stellt familiäre Bindungen her.             
Jeder Bund gründet auf einem Vertrag - weil alle zwischenmenschlichen Beziehungen einschließen. Doch ein Bund geht weit über die Grenzen eines Vertrags hinaus. Wenn Menschen einen Bund schließen, sagen sie: Ich bin dein, und du bist mein. So sind die Ehe und die Adoption ein Bund. Für die biblischen Autoren - war der Unterschied zwischen Bund und Vertrag so ähnlich wie der zwischen Ehe und Prostitution oder Adoption und Sklaverei.
Gottes Beziehung zu uns Menschen ist ein Bund. Er selbst hat ja gesagt: "Mit dir schließe ich meinen Bund." (Gen. 6, 18; Gen. 17, 21; Ex. 6, 4) Sein Bund besteht im Austausch von Personen: "Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein." (Ez. 36, 28) Bundesschlüsse begründen Familien. Gott schließt seinen Bund, um mit den Menschen, die er nach seinem Bild geschaffen hat, familiäre Bände zu knüpfen und zu bekräftigen!!!
Es ist höchst wichtig für uns in diesen Kategorien über eigene Glaube als Christ/in zu denken. Wenn ich ein Christ bin, heißt es dass ich in einem Bund mit Gott bin. Der Bund ist das kennzeichnende Merkmal der Beziehung Gottes zu uns Menschen.    Er ist das Prinzip, das den Lauf der menschlichen Geschichte bestimmt. Verstehen wir den Bund, dann verstehen wir wie sich die biblische Geschichte entwickelt und warum sie sich so entwickelt.      Wenn Paulus vom väterlichen Plan Gottes für die Schöpfung spricht, gebraucht er das griechische Wort oikonomia. Er meint damit Gottes Heilswillen für "die Fülle der Zeit." (Eph. 1, 10; KKK 236) Im Griechischen bedeutet oikonomia wörtlich "Gesetz des Haushalts" oder "Gesetz für Heim und Familie." Also durch die Bundesschlüsse schuf und erneuerte Gott die Familienbande mit seinem Volk. Er tat dies durch äußere Zeichen. Zum Beispiel als Gott Moses das Gesetz gab, offenbarte er, dass die Schöpfung selbst ein Tempel war mit eigenem liturgischen Zyklus und eigenen "Zeichen" des Bundes: "Ihr sollt meine Sabbate halten; denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Generation zu Generation, damit man erkennt, dass ich, der Herr, es bin, der euch heiligt." (Ex. 31, 13.17)
Der Sabbat ist also das äußere Zeichen des göttlichen Bundes mit der Schöpfung und vor allem mit Adam, dem Menschen. Gott gelobte, diejenigen zu "heiligen", die diese erste Liturgie befolgten. Den Sabbat zu halten bedeutete am Bund festzuhalten. (Jes. 56, 6-7)      
Die sieben Tage der Genesis wollen uns etwas sagen über Gott, die Welt und ihre Beziehung zueinander. Der Rabin Samson Raphael Hirsch in "Jewish Symbolism", Oxford 2003 schreibt: "Die physisch wahrnehmbare Welt war bereits in den ersten sechs Tagen vollendet ...  Die wirkliche Vollendung aber geschah erst am siebten Tag. Der siebte Tag fügte der physischen Welt keine weitere Ordnung wahrnehmbarer Schöpfung hinzu... Er fügte dem Wahrnehmbaren vielmehr das Unsichtbare hinzu; er schuf das Band zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung, zwischen dem Meister und seinem Werk, zwischen Gott und seiner Welt."
Wir können es zur Schöpfung der Seele für den Leib vergleichen um die Wichtigkeit des Aktes zu verstehen, aber auch die unglaubliche Konsequenzen für unser tägliches Leben.  
Der moderne Mensch hält Gottesdienst vielleicht für weltfremd. Für die Alten gab es keinen Unterschied zwischen heilig und profan. Der Bund als Austausch von Personen umfasste ihr ganzes Leben. Den Gedanken, das Leben eines Sonntagschristen zu führen, hätten unsere Vorfahren im biblischen Glauben absurd gefunden! (vergl. 2. Mach. 15, 3)
Für Individualismus war in der antiken Welt kein Platz. Was ist Individualismus im Blick auf die Schöpfung - eine Naivität!
Im Jahr 375 stellt der hl. Basilius der Große bei der Aufzählung der Geistesgaben fest: "das Bleiben in Gott, die Verähnlichung mit Gott ist das Höchste alles Erstrebbaren: selber Gott zu werden."        (Über den Heiligen Geist, Freiburg 1993)
Die Vergöttlichung ist die Frucht der Gnade. Die frühen Christen nannten unsere Erlösung gar eine "Vergöttlichung" eine "Gottwerdung".
Schauen wir auf einige Bündnisse im Alten Testament, dh. auf die Offenbarungen Gottes als die Verheißungen für Menschen:
Bund mit Adam - das Verheißung war das Leben   (Mt. 19, 16-17; Ga. 3, 12); der Weg dazu war das   
Gehorsam zu Gott; die Bestrafung war der Tod  (Gen. 2, 16-17)
Bund mit Noah - Gen. 8, 16-22; 9, 8-17
Bund mit Abraham - Gen. 17, 1f.; Lev. 26, 42
Bund mit Isaak - Gen 17, 19
Bund mit Jakob - Gen. 28, 13-15
Bund des Priestertum - Num. 25, 12-13; Deut. 33, 8-9; Neh. 13, 26-30
Bund auf Sinai - Ex. 34, 27-28; Lev. 26, 13-16 später  erneuert: Deut. 29; Jos. 1, 17-18; Esr. 10; Neh. 9
Bund mit David - 2. Sam. 7, 12-16; 1. Chr. 17, 11-14;  2. Chr. 6, 16; 2. Sam. 23, 5
Neuen Bund in Christus - 2. Kor. 3, 11-14

Paulus beklagt, dass bei der Lesung der Schriften des Alten Bundes immer noch eine Hülle über den Kindern Israels liege und nicht weggehoben werde, weil sie nur in Christus beseitigt werden könne. Der Hebräerbrief (8, 13; 9, 15) greift auf die einzigartige Verheißung von Jeremia 31, 31f. zurück. Seit diese Zeit von Jeremia um 600 vor Christus hat sich die Idee eines "Neuen Bundes" verbreitet. Dieses Wort vom "Neuen Bund" hat Jesus beim letzten Abendmahl geheiligt, als er den Kelch seines Blutes als den Neuen Bund bezeichnete (Lk. 22, 20; 1. Kor. 11, 25). Im Blute Jesu wird der neue Bund geschlossen. Jesus will das Opferlamm sein, das geschlachtet wird. Jesus sprengt beim Abendmahl sein Blut nicht auf die Jünger, sondern reicht es ihnen zum Trank.
Das ist mehr als Ex. 24, 1-11 (Bund mit Mose) aussagt, das ist zugleich mehr als die Abordnung Israels im Mahl erlebt. Die Sehnsucht der Menschheit, mit Gott ein Mahl zu halten und mit Gott verbunden, blutsverwandt zu werden, wird gestillt: Jesus reicht im Abendmahl sein Blut zum Trank. In der Eucharistie lässt der Sohn Gottes die Menschen  seine Gäste sein. Nach Ex. 34, 29f. hat Mose, als er von dem Erlebnis mit Gott vom Berg Sinai heruntersteigt, ein strahlendes Antlitz. Paulus knüpft daran an 2. Kor. 3, 7f. Die logische Schlussfolgerung daraus ist: Der neue Bund ist bleibend, ewig; weil auch wahre Lehre bleiben, ewig ist. Die Gemeinschaft des Lebens und der Liebe mit Gott, in die der Mensch durch den Bund eintritt, ist eine Schicksalsgemeinschaft, die einer gemeinsamen Zukunft entgegen schreitet:
Diese ist das vollendete Heil.


 
 
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