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Das Wirken als Missionar der Barmherzigkeit

Der Weg nach Sychar > Sychar Priester > P. Andreas > Jubiläum der Barmherzigkeit


Ein Missionar der Barmherzigkeit sein ist weder eine Ehre, noch ein Aufwand, sondern eine Pflicht und eine Freude!


Das Zeugnis von Pigi Perini,
eines der 1.071 von Papst Franziskus
am vergangenen Aschermittwoch designierten Priester

3. März 2016, Luca Marcolivio

Mit seinen 87 Jahren ist Piergiorgio (Pigi) Perini einer der ältesten unter den 1.071 Missionaren der Barmherzigkeit, die am vergangenen Aschermittwoch von Papst Franziskus im Petersdom den Auftrag erhielten.
Don Pigi war bis 2012 als Pfarrer der beeindruckenden Basilika des hl. Eustorgius in Mailand tätig und ist bekannt als Gründer der Pfarrzellen für die Evangelisierung.
ZENIT führte ein Interview mit ihm.

***

Don Pigi, erzählen Sie uns bitte von der Entstehung der Pfarrzellen für die Evangelisierung.

Don Piergiorgio Perini: Ihre Geschichte begann im Jahr 1986, als ich eine neue Evangelisierung zu erleben begann. In diesem Jahr begab ich mich nach Florida, wo ich die Pfarrei St. Bonifatius besuchte. Dort erkannte ich, dass ich gefunden hatte, was ich seit langer Zeit gesucht und erhofft hatte: eine lebendige Gemeinde, die vom Wunsch zu evangelisieren erfüllt war. Alle hatten den Auftrag der Verkündigung und evangelisierten auch mich, während ich eine priesterliche Identitätskrise durchlebte. Es kam somit zu einer radikalen Veränderung. Nach meiner Rückkehr nach Mailand erkannten alle Mitglieder der Pfarrei diese Veränderung in mir und manche dachten: „Don Pigi ist verrückt geworden“… In Wahrheit war ich einfach nur glücklich!

Beschreiben Sie uns bitte die Struktur und die Funktionsweise der Zellen!

Don Piergiorgio Perini: Bei den Zellen handelt es sich um eine pastorale Methodologie. Sie geht von den nahestehenden Menschen aus, die jeder von uns bereits kennt, also jeden Tag mit ihnen interagiert: unser oikos (Haus). Diese Menschen können Jesus auch fernstehen. Man beginnt sie zu evangelisieren: Man muss in ihr Leben eintreten, sie gut kennen, Antworten auf Probleme oder Fragen bieten, die noch nicht gestellt wurden oder ungelöst sind, indem einfach die persönliche Erfahrung der Begegnung mit Jesus geteilt wird.
Die anfängliche Basis bilden 8, maximal 10 Personen. Das Ziel besteht in der Bereitstellung neuer Mitglieder, sodass die Zelle sich vermehren kann. Diese Vermehrung führt manchmal zu außerordentlichen Ergebnissen.
Wenige Jahre später, 1989, erkannten wir, dass die Erfahrung in Florida wiederholt werden musste; auch mit einem zu Beginn europäischen Seminar. Bis jetzt haben wir durch die Aufnahme von Priestern und Laien aus aller Welt 26 hervorgebracht. Die Erfahrung erreichte daher ein internationales Ausmaß und erfasste auch problematische Länder wie den Nahen Osten oder China.
Während der Fortsetzung dieser Arbeit erhielten wir zu unserer großen Freude vom Päpstlichen Rat für die Laien die päpstliche Anerkennung unserer Erfahrung, anfangs ad experimentum für einen Zeitraum von 5 Jahren; am 2. April 2015 erfolgte dann die endgültige.

Wie haben Sie Ihre Bestellung zum Missionar der Barmherzigkeit aufgenommen?

Don Piergiorgio Perini: Vor 3 oder 4 Monaten erhielt ich einen Brief vom Dikasterion für die Förderung der Neuevangelisierung, in dem mir die Anfrage des Papstes mitgeteilt wurde. Ich habe niemanden darum gebeten, ein Missionar der Barmherzigkeit zu werden. Meine Überlegung war: „Wenn ihr daran gedacht habt, bedeutet dies, dass der Herr es will…“ Ich nahm die Einladung mit viel Vergnügen, Bereitwilligkeit und Anerkennung an. Ich bin trotz meines fortgeschrittenen Alters dazu bereit, meine Pflicht mit großer Freude und viel Einsatz zu erfüllen.

Ist das Wirken als Missionar der Barmherzigkeit eher eine Ehre oder ein Aufwand?

Don Piergiorgio Perini: Weder das eine, noch das andere. Es handelt sich einfach um eine mit Heiterkeit und Einsatz anzugehende Pflicht, da sie mir von der Kirche anvertraut wurde. Es ist eine Freude, für den Herrn arbeiten zu können. Ich habe ein ganzes Leben für ihn hingegeben, wenn auch mit vielen Defiziten und Mängeln. Papst Franziskus bittet oft darum, für ihn zu beten: Ich vereine mich mit seinem Gebet und bitte für mich selbst darum. Ich habe bereits in einer Privataudienz mit dem Heiligen Vater gesprochen, am 15. Dezember 2014. Wir diskutierten über viele Dinge, beginnend bei der Schwierigkeit, etwas in den Pfarreien zu bewegen: Alte und junge Menschen – wir brauchen den Mut zur Veränderung. Auch wenn es uns sehr viel abverlangt und Tag und Nacht unseren Einsatz erfordert, sind die Früchte unserer Evangelisierung was wir sehen: die Religiosität sinkt, die Besucherzahlen vermindern sich ständig.
Ich hatte die Gelegenheit, mit französischen Priestern zu sprechen, die in der Kirche ein Prozent bis höchstens anderthalb Prozent aller potenziellen Pfarrgemeindemitglieder vorfanden. In einer Pfarrei einer großen französischen Hafenstadt besuchten um Mitternacht nur 12 Personen die Christmette. Wie ist es also möglich, nicht zu verzagen und nicht nach etwas anderem zu suchen? Jetzt befinden sich dort zwei Zellen.

Welche Rolle kommt den Laien in den Zellen zu?

Don Piergiorgio Perini: Mit den Zellen verhält es sich so, dass nicht mehr ich als Priester die Pastoral alleine organisiere, sondern von den Laiengläubigen unterstützt werde, die sich auf diesem Glaubensweg einsetzen und manchmal durch einen vom Hirten erteilten Auftrag wahre Mitverantwortliche werden. Die Vorbereitung der Evangelisierenden ist ein langer und heikler Prozess, der insbesondere für die Priester eine Veränderung der Mentalität erfordert.
Ein wunderbarer Satz von Kardinal Basil Hume lautet: „Die Pfarrei ist ein eingeschlafener Riese“. „Riese“ bezieht sich auf das Vorhandensein in aller Welt; „eingeschlafen“, da er nicht mehr von der Aufregung der Verkündigung erfüllt ist. Die Evangelisierung ist die große Aufgabe der Kirche und dies müsste die Pfarrer dazu veranlassen, die wichtigen aber nicht streng in ihren Zuständigkeitsbereich fallenden Aufgaben den Laien anzuvertrauen. Viele von diesen, Männer und Frauen, gebildete und einfache Menschen, Junge und Alte – haben dank des wöchentlichen Weges ihrer Zelle die Schönheit des Christseins erfahren, da sie – ausgelöst durch die persönliche Begegnung mit Christus –  eine Umkehr des Herzens erlebten; sie trafen den einzigen, der einen neuen Horizont und eine neue Entscheidung hervorbringen kann. Diese Begegnung wurde vermittelt durch glaubwürdige Zeugen, die der Erfahrung der ersten Jünger  erneut Gestalt verliehen: „Komm und sieh“ (Joh 1,46).

 
 
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